Kein Baum, kein Strauch, kein Vogel, nichts. Ein Land unter einem Panzer aus Eis, an manchen Stellen fast dreitausend Meter dick. Das ist Grönland, fast überall. Warum also Grönland, immer und immer wieder? Immer wieder wird mir diese Frage gestellt. Die Antwort ist einfach: Weil Grönland schön ist. Atemberaubend schön. Gefrorene Ewigkeit. Geronnene Zeit. Und weil an seinen Küsten Menschen leben, die es über fünftausend Jahre hinweg geschafft haben, dieser tödlichen Eiswüste eine Existenz abzutrotzen. Das ist eine zivilisatorische Meisterleistung. Doch die Welt der grönländischen Jäger geht unter. Ihre Jagdkultur, die ohne die einzigartige Symbiose zwischen Mensch und Hund niemals möglich gewesen wäre, wird es bald nicht mehr geben. Immer wieder habe ich versucht, diese Kultur in Fotos festzuhalten. Schon heute erscheinen jungen Grönländern, die Computer und Social Media nutzen und zum Rockkonzert nach Kopenhagen reisen, viele dieser Bilder wie Dokumente aus einer längst vergangenen Zeit. Wann hast Du die gemacht?, fragen sie. Was verlieren wir, wenn diese Art zu leben für immer verschwindet?, frage ich.
Grönland
2010